RITUALE FÜR DIE ARBEITSWELT

RITUALE FÜR DIE ARBEITSWELT

Das Consulting-Kollektiv A Tribe Called Humans begleitet Unternehmen auf dem Weg zu einem menschlicheren, nachhaltigeren und besseren Wachstum. Im Wirkungsfeld Ritual Design möchte es Organisationen mit Hilfe von Ritualen dabei unterstützen, in Transformationsprozessen mehr Verbundenheit und Zugehörigkeit zu schaffen. Darüber hinaus ist das Ziel, Unternehmens- und Markenwerte wirksamer zu kultivieren sowie mehr kollektive Kreativität und Innovationskraft freizusetzen. Warum Rituale die Arbeitswelt bereichern, das erzählen Andreas Kratzer, Gründer von A Tribe Called Humans (kurz ATCH), und Lena Brandt, zuständig für Kulturdesign im Tribe.

Rituale zu pflegen ist Teil unseres menschlichen Zusammenlebens. Seien es Alltagssituationen wie das Zelebrieren der Kaffee-Pause am Nachmittag oder die morgendliche Jogging-Runde, oder auch die großen Momente im Leben wie Hochzeitszeremonien, gesellschaftliche Jahresfeste oder eine Taufe. All dies sind Ereignisse im Leben von Menschen, die durch das bewusste Begehen ihre Besonderheit und Einzigartigkeit erfahren. Rituale schaffen Momente des Innehaltens und haben die Kraft, Menschen zusammenzubringen.

»Wir leben in einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, die nur wenig Halt im Außen gibt. Deswegen müssen wir Strukturen im Inneren schaffen«, erklärt Lena Brandt. Sie ist überzeugt, dass kleine Rituale hilfreich sind, »weil sie uns eine Stütze bieten. Wir wissen, was als nächstes passiert, das gibt uns für diesen Moment ein Gefühl von Sicherheit.«

What works better for people works better for business.

A Tribe Called Humans wurde als Consulting-Kollektiv von Andreas Kratzer und Bastian Lindberg gegründet. Als »Partner in Purpose« haben sich beide gefunden, um die Geschäftswelt menschlicher zu gestalten. Sie sind der tiefen Überzeugung, dass das, was für Menschen besser ist, auch für die Wirtschaft besser ist. »Mit A Tribe Called Humans ist das erklärte Ziel, Menschen zusammenzuführen und gemeinsam in einem kreativen Prozess die Herausforderungen von Unternehmen in den Bereichen Marke, Kundenerlebnis und Kultur zu lösen. Ein Momentum zu schaffen, das Zugehörigkeit und Spaß am eigenen Tun generiert. Was uns als Gründer antreibt, ist, die Prioritäten und Hierarchien in der Geschäftswelt zu ändern«, so Kratzer.

»Wenn man den Menschen stärker involviert und besser zuhört – und dies auch ernst meint –, dann lassen sich Marken, Produkte, Services und Unternehmenskulturen gestalten, die von Menschen für Menschen gemacht sind. Ganz im Sinne unserer Überzeugung: What works better for people works better for business.«

Andreas Kratzer, Gründer A Tribe called Humans

Sich bewegen, sich berühren lassen

Inspiriert vom Ansatz des Human Centred Design, ist auch Ritual Design ein Prozess, der die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen ins Zentrum stellt. Dadurch lassen sich »emotionale Räume« unterschiedlichster Art gestalten – sei es, um mehr Transparenz in der Kommunikation innerhalb von Teams zu etablieren, um kollektive Kreativität zu fördern oder einen sicheren Raum für Authentizität und Verletzlichkeit zu schaffen. Das sogenannte Burning Ritual, bei dem Altlasten symbolisch verbrannt werden, ist zum Beispiel ein sinnvolles Ritual, um motiviert und befreit in ein neues Jahr oder Projekt zu starten. »Oft werden wir gefragt, wie wir das digital während der Pandemie gemacht hätten. Ein animiertes Lagerfeuer auf einem Mural Board – und schon kann dieses Ritual auch im virtuellen Raum stattfinden. Und hat dennoch einen nachhaltigen Effekt auf die Teilnehmer*innen«, so Lena Brandt. Rituale können uns dabei unterstützen, Dinge loszulassen und unsere mentale Widerstandskraft zu stärken – die sogenannte Resilienz. »Bis heute gibt es noch viele falsche Bilder davon, was Resilienz eigentlich heißt«, erzählt Lena Brandt. »Es bedeutet nicht, dass ich alles abwehren kann, sondern dass ich mich von etwas bewegen und berühren lasse und in einer veränderten Weise in meinen Urzustand zurückkehre.« Dass die Geschehnisse der letzten zwei Jahre etwas mit den Teams in Organisationen machen, erlebt sie stark mit und versucht zu vermitteln, dass man an der Wurzel ansetzen muss, um echte Veränderung zu bewirken.

»Ritual Design ist so wundervoll ursprünglich, weil es schon Generationen vor uns praktiziert haben: im Kreis zusammenkommen, Geschichten und Wissen miteinander teilen.« In der Beratung stecke da viel Potenzial, weil es Momente schaffe, die eine echte Bewusstheit und Achtsamkeit hervorrufen. »Ein Ritual ist etwas, das mich auf einer oder mehreren Ebenen verändert: Ich trete ein in einen Raum – physisch oder energetisch – und wenn ich wieder heraustrete, fühle ich mich zum Beispiel entspannter oder kraftvoller«, so Lena Brandt. Es erfolgt eine achtsame Auseinandersetzung mit der eigenen inneren Welt und der Umwelt.

Rituale dienen als ursprüngliches Instrument, das Organisationskulturen stärken kann und sie in ihrer stetigen Transformation begleitet. In der Organisationswelt gehen wir oft durch Krisenphasen, ohne diese bewusst wahr- und anzunehmen. Momente des Scheiterns werden schnell abgetan, manchmal sogar ignoriert. Mit Hilfe von Ritualen können wir diesen Momenten anders, weil achtsamer begegnen. So kann beispielsweise ein Ritual nach einem gescheiterten Projekt dienlich sein, wertzuschätzen, welchen Weg man bisher zurückgelegt hat und welche Arbeit bis zu dem Moment des Scheiterns geleistet wurde. Denn neben Geld und Ressourcen ist vor allem eines in jenes gescheiterte Projekt geflossen: die Lebenszeit und Energie von Mitarbeiter*innen, von Menschen. Diese gilt es wertzuschätzen – in Momenten des Scheiterns sowie in Momenten des Erfolges.

Und genau darum geht es A Tribe Called Humans mit dem Thema Ritual Design: mehr bedeutungsvolle Momente in der Arbeitswelt zu schaffen. Mit Empathie und Menschlichkeit.

Mehr Informationen zu A Tribe called Humans unter atribecalledhumans.com

Andreas Kratzer und Lena Brandt, basierend auf einem Gespräch mit Sonja Pham für das Online-Magazin der mcbw 2022.