Unverblümte Vergleiche. Keiyona Stumpf im BNM in München

Die Führung lädt zum vergleichenden Sehen ein und erläutert das spannungsreiche Gegenüber von alten Meisterwerken des Museums und aktuellen Werken der vielbeachteten jungen Künstlerin Keiyona Stumpf.

Die meist keramischen modernen Werke von Keiyona Stumpf üben eine besondere Faszination aus. Ihre Intervention in den Sälen des Bayerischen Nationalmuseums fordert die Besucher zu neuen Seherlebnissen heraus. Im direkten Vergleich zu hochkarätigen Kunstwerken des Barock und Rokoko lassen sich in den alten wie den modernen Werken neue Aspekte entdecken. So addiert Keiyonas detailreiche großformatige „Krone 1“ mit ihren Rottönen beispielsweise die fehlende Farbe des Blutes zu einer Bronzeskulptur des gehäuteten Bartholomäus und verstärkt so beim Betrachter das Empfinden dieser Grausamkeit. Umgekehrt bietet die Bronze eine mögliche Deutungsebene für das abstrakte moderne Kunstwerk. Wie die Künstlerin selbst betont, sind ihre detailreichen Objekte von der Schönheit und der Komplexität der Natur inspiriert und fragen nach der ihnen innewohnenden Kraft. Sie laden zu vielfältigen Assoziationen ein – überzeugen Sie es selbst! Manches wird Sie an wuchernde Pflanzen oder Meeresgetier erinnern, an Blutgefäße und andere Körperteile oder an lebendig gewordene Ornamente. Inneres scheint nach außen gekehrt, Verletzliches wird sichtbar. Auch Becher und Pokale bekommen plötzlich ein Eigenleben und Gefühle, wie bei Walt Disney! Alles scheint in Bewegung, obwohl die gebrannten Tonobjekte natürlich fest und starr sind. Ambivalenzen wie im Barock. Die Führung bietet Hintergründe, Inspirationsquellen und Erläuterungen, warum sie an ihrem Ort in den Sälen des Barock und Rokoko platziert sind.